Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Fundulosoma, Nothobranchius, Pronothobranchius
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Austrolebias
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Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von Austrolebias »

Moin,
Vor einiger Zeit gab es im Forum ja schonmal ein Thema bezüglich verspäteter Bauchrutscher bei Nothobranchius.
Probleme dieser Art konnte ich bei meinen anfänglich gezogenen Arten (rachovii, palmqvisti, ugandensis und kilomberoensis) nichts feststellen. Als ich jedoch vor ca. 3 Monaten das erste mal meine N. fuscotaeniatus augegossen habe nahm das Desaster seinen Lauf, die ersten Tage war alles wunderbar 30 kräftige Freischwimmende Jungfische mit einem gesegneten Apettit. Nach ca. 5 Tagen ging es los das ohne erkennbaren Grund Abends als ich von der Arbeit wiederkam plötzlich 2-3 Jungfische auf dem Bauch rutschten, erhöhte Anzahl an WW‘s, spielen mit der Temperatur und das umsetzen in ein größeres eingerichtetes Becken mit Sand, Wasserpest und ordentlich Schnecken hat nichts daran geändert. Schlussendlich war ich vor 3 Wochen dann bei 9 Jungfischen mit 1,5-2cm angelangt und das Problem legte sich endlich.
Aktuell habe ich Jungfische von N. kadleci schwimmen, genau das selbe Theater. Ohne jeglichen erkennbaren Grund degenerierten in innerhalb von zum Teil weniger als 1 Stunde gut fressende und stehende Jungfische mit ca. 5-7mm zu Bauchrutschern.
Als mir dann die Motivation anfing flöten zu gehen (irgendwann ist das echt frustrierend, man macht und tut und trotzdem verliert man immer mehr Jungfische) entnahm ich an einem Tag die 2 entstandenen Bauchrutscher und setzte sie in eine Glaspetrischale ( stand gerade so rum :roll: ) wo sie dann bei einem Wasserstand von ca. 5mm etwa 2 Tage verbrachten, als mir dann auffiel das dass Wasser fast gänzlich verdunstet war goss ich auf gut dünken einfach mal wieder Wasser drauf. Mit geringsten Erwartungen sah ich mir die Jungfische nach einer Stunde beim Füttern mit Artemianauplien genauer an und siehe da die zwei schwammen wieder frei! :D
Völlig überrrascht begann ich das selbe Prinzip bei den anderen verspäteten Bauchrutschern auszuprobieren mit einem sehr positiven Ergebnis : von 7 Bauchrutschern Schwammen innerhalb von 1-2 Tagen 6 wieder frei! :mrgreen:
Ich vermute das es daran lag das die Jungfische bei einem solch niedrigen Wasserstand zum fressen und schwimmen nahezu keine größeren Anstrengungen unternehmen mussten als normal Freischwimmende Jungfische, außerdem ist die Sauerstoffsättigung sehr hoch.
Diese Entdeckung wollte ich euch einfach unbedingt mitteilen und fragen ob jemand eventuell ähnliches beobachten konnte?
Wenn sich das bei weiteren Arten bewähren würde könnte das vielleicht so manche Art retten die bei der Aufzucht zu solchen Spirenzchen neigt.
LG Robin
cowpoke

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Re: Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von cowpoke »

Das finde ich sehr interessant Robin, einige raten ja zur Hinzugabe von Sauerstoff Tabletten beim Schlupf. Wie sind denn die Temperaturbedingungen im Aufgußbecken und in der Petrischale?
Möglicherweise kann es auch reichen den Wasserstand länger niedrig zu halten. Vielleicht füllen die Tierchen ihre Schwimmblase erst allmählich nach wenn sie wachsen.Weil sie das ja mit atmospärischer Luft tun, kann es sein daß sie die Oberflächenspannung schlecht überwinden Können?
Da würde es genügen, wenn man sich die Hände gewaschen hat, kurz mal mit dem Finger die Oberfläche zu berühren, damit sie sich entspannt.
Berichte bitte weiter, auch ich möchte mir einige Nothos zulegen.
Gruß Jürgen
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Armin_P

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Re: Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von Armin_P »

Das mit der Oberflächenspannung erklärt aber nicht wieso die bereits freischwimmenden Tiere plötzlich wieder Bauchrutscher sind. Daran kann es imho nicht liegen.Das mit dem niedrigen Wasserstand ist aber ein interessanter Ansatz.
cu Armin
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Dieter Ott

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Re: Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von Dieter Ott »

Hallo Robin,
vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen hier weitergibst. Über eine solche Beobachtung habe ich noch nirgendwo gelesen und dies auch nicht selbst erlebt.
Bei mir tauchten in den letzten Monaten immer wieder Tiere bei Diapteron fulgens auf, die zunächst einige Zeit völlig normal schwammen und Futter aufnahmen. Von heute auf morgen waren plötzlich Bauchrutscher darunter. Bei mir erholten sie sich nicht. Ich habe allerdings auch nicht experimentiert. Ich vermute, dass es angehende Männchen sind, die hier unter Konkurrenz unter Druck geraten sind. Leider wissen wir nicht, wann diese Art die Geschlechter ausbildet, so dass es lediglich Vermutung bleibt. Die Art gilt ja als aggressiv. So wäre zu prüfen, ob mit etwas mehr Platz dieses Problem aufzufangen ist.
Zu Deinen Erlebnissen kann ich wenig sagen, weil ich keine Nothos ziehe. Aber für uns ist Deine Beobachtung eine wichtige Anregung, überhaupt mal Versuche in dieser Richtung anzustellen.
Bei meinen SAA erlebe ich es schon mal, dass sich Bauchrutscher vom Boden lösen und schließlich normal schwimmen. Aber das hat wohl eher mit der Entwicklung nach dem Schlupf zu tun. Ich verwende übrigens immer Sauerstofftabletten. Die ursprüngliche Anregung kam von Christian Rosskopf. Uli Erler hat insoweit etliche Fakten zusammengetragen. Und in einer Diskussion mit Alexander Lieder kam mir das Thema wieder zu Bewußtsein. In meinen Augen macht es Sinn, die Füllung der Schwimmblase durch Erhöhung des Sauerstoff-Partialdrucks zu fördern. Über die physiologischen Einzelheiten wissen wir leider bei unseren Killis nichts.
Also, danke noch mal für die Anregung.
Gruß
Dieter
Marek

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Re: Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von Marek »

Hallo zusammen,
also ich finde das auch sehr interessant, da ich auch immer wieder mal Bauchrutscher hatte.
Vor einiger Zeit hatte ich bei SAA's immer die ersten 1 - 2 Tage nur Bauchrutscher, was sich aber nahezu zu 100% dann wieder gelegt hat. Woran es lag weis ich bis heute nicht und mittlerweile passiert es auch nicht mehr. Sauerstofftabletten können da auch helfen.
Ich gieße mittlerweile nur noch mit kräftiger Duschbrause auf, ohne Sauerstofftabletten. Das reicht bei allen Bodenlaichern. Das Wasser aus der Leitung ist kalt und gut sauerstoffreich.
Bauchrutscher habe ich heute kaum noch.
Früher habe ich mit abgestandenem Wasser oder Aquarienwasser aufgegossen, die Ergebnisse waren ok, aber ich hatte auf jeden Fall mehr Bauchrutscher.



Gruß,



.......................................................Marek.......................................................
"Die beste Art, Fische zu beobachten, ist, selber zum Fisch zu werden."
(Jacques-Yves Cousteau)


http://www.killi.org/RG-Ruhrgebiet/
Austrolebias
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Re: Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von Austrolebias »

Moin,
Freut mich das dass ganze hier solch einen Anklang findet :wink: . Meine Versuche galten nur Bauchrutschern die vorher definitiv freischwammen und erst nach mehreren Tagen zu Bauchrutschern wurden, mit Bauchrutschern nach dem Schlupf habe ich auch kaum Probleme.
Bezüglich der Thematik mit den Bauchrutschern nach dem Schlupf habe ich vor einem Jahr auch mal ein paar Tests gemacht:
20 Eier aufgegossen (Austrolebias Paucisquama)
1. in einer Flasche welche bis ganz oben hin gefüllt war und auf die ich den Deckel so draufgeschraubt habe das es keinen Oberflächenkontakt zur Luft gab + eine halbe gelöste Sauerstofftablette.
2. in einem flachen Gefäß mit sehr großer Oberfläche ohne Sauerstofftablette
Das ganze habe ich dann 3 mal gemacht mit verschiedenen Wässern: Regenwasser, Leitungswasser (unabgestanden) und Wasser aus einem Moorsee in meiner Umgebung.
Das Ergebnis war überall dasselbe: alle jeweils 20 geschlüpften Jungfische schwammen frei, unabhängig vom Wasser oder der Möglichkeit Atmosphärische Luft aufnehmen zu können. Deshalb schließe ich mittlerweile darauf das es generell nur von Nöten ist das reichlich Gase im Wasser gelöst sind, ob es sich dabei zwangsweise um Sauerstoff handeln muss wage ich anzuzweifeln. Ich meine mich zu erinnern zu den Gasen in der Schwimmblase mal irgendeine Arbeit von Martin Reichard gelesen zu haben🤔. Gibts da noch jemand mit Infos bezüglich dessen?
Mein Augenmerk richtet deshalb jetzt noch darauf warum es zum Teil zu ,,nachträglichen‘‘ Bauchrutschern kommt welche ihre Schwimmblase ja definitiv schon einmal in ihrem Leben funktionstüchtig mit Gasen gefüllt hatten. Und da komme ich einfach nicht weiter :? , auf jeden Fall scheinen solche Jungfische unter den richtigen Bedingungen die Möglichkeit zu haben ihre Schwimmblase wieder aufzufüllen. Ich vermute stark das es vor allem mit dem extrem niedrigen Wasserdruck bei einem so niedrigen Wasserstand von 5-6mm zusammenhängt, weshalb ich die Jungfische auch über eine Woche ganz langsam wieder an einen höheren Wasserstand gewöhnt habe.
LG Robin
cowpoke

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Re: Heilung/Regeneration von verspäteten Bauchrutschern

Beitrag von cowpoke »

Moin moin,
es muß ja eigentlich so sein, daß die Schwimmblase von den Fischen nachgefüllt werden kann. Wie sollten sie sonst, nachdem sie gewachsen sind, die dabei größer gewordene Schwimmblase weiter auffüllen. Der dahinter stehende Prozeß ist aber wohl eher eine Erklärungsaufgabe für einen Biologen.
Vielleicht gibt es da einen Lernprozeß für die Winzlinge. Bekommen sie am Grund genug vom Futter ab, leben sie ja auch länger. Ein anderer Gedanke ist natürlich, daß sie "oben" längere Zeit brauchen um damit zu beginnen. Die E.annulatus bspw. stehen als winzige "Stäbchen" lange genau unter der Wasseroberfläche am liebsten in Riccia. Ob das nur dem verstecken dient ist noch nicht wirklich klar.
Vielleicht sollten wir, wenn nur wenige Tiere schlüpfen, Robins Methode benutzen, um ihnen zu helfen diese kritische Phase zu überstehen. Wenn es auf die ausgetrockneten Biotope regnet, dauert es bestimmt auch einige Zeit, bevor ein nennenswerter Wasserstand eine gefüllte Schwimmblase erfordert um an mehr Futter zu kommen. Ich denke viele Larven werden schon im Schlamm aus den Eiern rauskommen. Eine Folgerung wäre aus diesem Gedanken, den Torf höchstens mit 1cm Wasser überdeckt zu lassen und frühestens nach einer Woche schwimmende Tiere in ein Aufzuchtbecken zu überführen.
Gruß Jürgen
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